Pharmpur sponsert Königs­brunner Tanz-Profi

by Maria Menz
2 Jahren ago
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Arbeit ist nicht alles im Leben, zur Work-Life-Balance gehört auch ein Hobby. Für den ehema­ligen Pharmpur-Mitar­beiter Benjamin Koenigs ist das das Tanzen. Wie er es vom Amateur zum Profi geschafft hat und wie Pharmpur ihn und seine Partnerin dabei unter­stützt, erzählt er hier im Interview.

 

Vorstellung
Ich bin Benjamin Koenigs, bin inzwi­schen 33 Jahre alt und komme aus Königs­brunn. Ich habe in Augsburg studiert und meinen Master in BWL gemacht. Danach habe ich direkt angefangen, bei Pharmpur zu arbeiten und bin dort 2 Jahre geblieben. Mittler­weile arbeite ich bei der PCI in Augsburg. Wir sind seit vier Jahren Profis, das geht auch während der Arbeit.

 

Was war Ihre Tätigkeit bei Pharmpur?
Ich habe im Bereich Controlling und Data-Management gearbeitet.

 

Wie sind Sie zum Tanzen gekommen?
Für meinen doch recht erfolg­reichen Werdegang bin ich tatsächlich relativ spät dazu gekommen. Ich habe wie viele Schüler mit 15 Jahren meinen ersten Tanzkurs gemacht, in der ADTV Tanzschule „Trautz und Salmen“ in Augsburg, gemeinsam mit meiner Partnerin Ana Koenigs und meinen Freunden. Danach ging es weiter mit dem Jugend­leis­tungskurs, den ich inzwi­schen auch gemeinsam mit der Inhaberin der Tanzschule gebe. Anschließend bin ich in den Tanzverein TSG Bavaria einge­treten und in die sogenannte D-Klasse gewechselt. Das war die erste Hürde, die ich nehmen musste, da braucht es schon viel mehr Technik als im normalen Kurs.

 

Das klingt ganz schön anstrengend.
Uns ging es gar nicht so sehr ums erfolg­reich sein, wir wollten es einfach nur mal probieren, da war das Training nicht das Problem.

 

Wie ging es weiter?
Man tanzt sich da so durch. Für jedes geschlagene Paar gibt es einen Punkt, man sammelt Platzierungen.

 

Tanzen Sie heute noch mit der gleichen Partnerin?
Tatsächlich ja, das ist gar nicht mal so üblich. Wir tanzen seit 2009 zusammen, das ist in der Branche sehr selten. Die meisten tauschen oft ihre Partner. Bei uns ist aber das Gute, dass wir schon seit längerem ein Paar sind (lacht).

 

Wie hat sich die Pandemie auf das Tanzen ausgewirkt?
Während des 1. Lockdowns war die Tanzschule komplett geschlossen. Im 2. Lockdown konnten wir wenigstens trainieren, aller­dings ohne Gruppen­training. Zwischen­zeitlich konnten wir dann Privat­stunden nehmen, es fehlte aber die Perspektive, da alle Turniere, Workshops, u.ä. abgesagt wurden. Wir haben also einfach so vor uns hintrai­niert und hoffen, dass nun bald wieder die Norma­lität zurückkehrt.

 

Wie integriert sich das Tanzen in Ihren Tagesablauf?
Es kommt natürlich drauf an, was man alles trainiert. Sich nur in den Tanzsaal stellen, reicht ab einem gewissen Niveau nicht mehr. Wir machen Fitness­training, Yoga. Das reine Tanzen reicht nicht. Wir versuchen 3x die Woche in die Tanzschule zu fahren – wenn die Arbeit es zulässt. 1x in der Woche ist Gruppen­training. Alle 2 bis 3 Wochen versuchen wir eine Privat­stunde einzu­bauen. Norma­ler­weise gehen wir 1x pro Woche ins Fitness­studio oder wir machen freies Training, sei es Yoga, Joggen gehen oder Volleyball spielen. Wir kommen schon regel­mäßig auf etwa 4 bis 5 Tage Training pro Woche.

 

Das klingt nach sehr viel Training!
Die Tänzer, die das haupt­be­ruflich machen, haben noch mehr Training, ich schätze mal 6x pro Woche, etwa 4 bis 5 Stunden.

 

Wie kam es denn zu dem Sponsoring durch Pharmpur?
Das ist für uns eine wirklich ganz, ganz tolle Sache. Der Tanzsport ist leider immer noch eine Randsportart, die in der öffent­lichen Wahrnehmung kaum auftaucht. Durch Shows, wie „Let’s Dance“ rückt Tanzen zwar mehr in den Fokus, aber nicht das Turnier­tanzen an sich. Das ist aber gar nicht schlimm, wir sind beide begeis­terte Zuschauer. Im mittleren Leistungsfeld ist es sehr schwierig, zusätzlich an Geld zu kommen. Man darf nicht vergessen, dass spätestens in der S-Klasse auf Turnieren tanzen muss (der obersten Amateur-Klasse, Anm. d. Red.), um weiter­zu­kommen. Das bedeutet, man muss Flüge, Hotels, Privat­stunden usw. finan­zieren. Der Sport ist nicht günstig. Kleider, Schuhe, Klamotten – das ist alles relativ teuer. Ich wusste, dass Herr Dr. Menz sportlich sehr engagiert und begeistert ist und Pharmpur auch den AEV (= Augsburger Panther – deutsche Eishockey Mannschaft in der deutschen Eisho­ckeyliga) und die „Königs­brunner Pinguine“ regional unter­stützt. Aus meiner Passion habe ich nie einen Hehl gemacht, ich finde es wichtig, dass man so etwas beim Arbeit­geber angibt. Herr Dr. Menz hat mich da auch vom ersten Tag an unter­stützt, hat nachge­fragt wie unsere Turniere liefen.

 

Wir bekommen natürlich teilweise vom Verband oder der Tanzschule Zuschüsse, gerade wenn man eine Klasse aufsteigt. Es handelt sich meist um etwa 100 bis 150 Euro – was toll ist, aber zum Vergleich: Ein Turnier­kleid kostet ab 1.500 Euro aufwärts. Da ist das Geld schnell weg. Wir hatten damit zwar nie Probleme, wir arbeiten beide und sind nicht exzessiv auf jedes Turnier gefahren.

 

2018 hat sich Pharmpur dann dazu entschieden, uns zu unter­stützen. Das war für uns super, wir haben uns von dem zusätz­lichen Geld ganz tolle Sachen erfüllen können, was vorher definitiv nicht drinnen war. Das Schönste war, als wir 2019 dadurch zu den Weltmeis­ter­schaften nach Miami fliegen konnten. Das hätte ohne Pharmpur nicht mehr reingepasst.

 

Wurde das Sponsoring nach Ihrem Austritt aus dem Unter­nehmen fortgesetzt?
Ja, das war nicht an meine Zeit bei Pharmpur gebunden. Wir haben es aber im vergan­genen Jahr ausge­setzt – das war völlig in Ordnung, während einer Pandemie gibt es andere Probleme. Es hätte auch keinen Sinn gemacht, durch die aktuelle Situation haben wir seit Januar 2020 nicht mehr an einem Turnier teilge­nommen. Das ist schon sehr komisch, wenn man sagt, man war seit fast anderthalb Jahren nicht mehr auf einem Turnier, früher – gerade in der Regio­nal­klasse – gab es fast jedes Wochenende eines. Jetzt läuft das Sponsoring aber wieder.

 

Ist für dieses Jahr noch ein Turnier geplant?
Das ist von Land zu Land unter­schiedlich. In Russland kann man seit Januar Turniere tanzen. Wir hätten aber gar nicht einreisen können. Mittler­weile kann man ein Sport­visum erlangen, aber ich muss ganz ehrlich sagen: Wir fühlen uns da momentan nicht sicher. In Europa sind alle Turniere verschoben, wir hoffen, dass wir bald wieder regel­mäßig auf großen Turnieren tanzen können. Wir sind vorsichtig optimistisch.

 

Steck­brief
Benjamin Koenigs (ehem. Schuler), 33, behei­matet in Königsbrunn.
Studium in Augsburg (Master BWL).
Start ins Berufs­leben bei Pharmpur, Königsbrunn
Nach zwei Jahren Wechsel zu PCI, Augsburg
Seit zwei Jahren Tanz-Profi, parallel zum Beruf

Interview von Maria Menz